Die 12. Klasse der Waldorfschule brachte „Ismene“ von Jeremy Menekseoglu zur Aufführung.
In
einer äußerst dichten, intensiven und beeindruckenden Inszenierung
wurde das Drama „Ismene“ von Jeremy Menekseoglu unter der Regie von
Alexis Schvartzman an der Freien Waldorfschule Schwäbisch Gmünd zur
Aufführung gebracht.
In dem zeitgenössischen, erst 2004
uraufgeführten Drama „Ismene“ von dem US-amerikanischen Autor und
Schauspieler Jeremy Menekseoglu wird sich der griechischen Mythologie
bedient: Ismene, Tochter des Oedipus, Schwester der Antigone, wird aus
Theben verbannt und soll auf eine Schule für schwer erziehbare Mädchen.
Dort trifft sie auf andere Frauen der griechischen Tragödien, die wie
sie mit dem Schicksal hadern. Als ein geheimnisvoller Bote erscheint, um
Ismene zu holen, damit sich ihr prophezeites Schicksal erfüllt,
beginnen die Frauen ihren scheinbar vorherbestimmten Weg zu
hinterfragen. Sogar die Allmacht der Götter wird in Frage gestellt,
während vor den Toren der Schule ein Chor Ismene fordert. Ein Kampf
gegen das Schicksal, gegen die Götter selbst entbrennt. Am Ende
ergreifen die Figuren ihren eigenen Weg, machen sich frei und gehen mit
offenem, unbekanntem Ziel.
Zum siebten Mal inszenierte der
Schauspieler und Regisseur Alexis Schvartzman an der Gmünder
Waldorfschule ein Theaterstück mit Schülern der 12. Klasse und wieder
wurde es ein sehr großer Erfolg. Ihm gelang es mit klaren,
eindrücklichen Bildern die Schüler in ein überaus intensives Spiel zu
führen. Es entstand Schauspiel auf höchstem Niveau und mit fast schon
beklemmender Intensität. In verdichteter Atmosphäre überzeugten die
Schülerinnen und Schüler stimm- und spielgewaltig und zeichneten das
Eingesperrt-Sein der Figuren nach, das zum Bild der Begrenztheit des
menschlichen Lebens wurde. Die Emanzipation aus dieser Begrenztheit, das
Leben selbst in die Hand zu nehmen, wurde ein eindrücklicher,
spannungsgeladener Prozess. Die Auseinandersetzung mit dem modernen
Menschsein überhaupt rückte in den Mittelpunkt.
Wie in diesem
12.-Klass-Spiel so ist die Persönlichkeitsbildung der Schüler in den
Klassenspielen der Waldorfschule immer ein pädagogischer Gesichtspunkt.
Öffentliche, professionell einstudierte Klassenspiele finden in der
Freien Waldorfschule Schwäbisch Gmünd in der 5., 8. und 12. Klasse
statt. Der Zuschauer kann dabei erleben, wie sich die
Schülerpersönlichkeiten mit den Klassenspielen in beeindruckender Weise
entwickeln und die Klassenspiele damit zum wesentlichen Bestandteil
einer ganzheitlichen Bildung gehören. So wird deutlich, dass neben den
üblichen Schulabschlüssen, die alle auch an der Waldorfschule erworben
werden können, weitere Elemente gleichwertig hinzu kommen müssen.
Frank Kaliss