Mit einem kleinen Fest wurden zwei Dexter-Kälber für die Arbeit der tiergestützten Pädagogik an der Gmünder Waldorfschule begrüßt.
Im Mittelpunkt standen ungewohnter Weise dieses Mal nicht die
Schüler, sondern zwei 8-monatige Jungkühe, Elli und Dorle.
Kindergartenkinder, Schüler, Lehrer und Spender waren die Gäste. Die 4.
Klasse schenkte zwei Glocken ihren neuen Kühen, geschmückt an
Blumen-Kränzen und mit Namensschildern versehen, die feierlich mit dem
Vortragen eines Glockengedichtes überreicht wurden. Die Klassenlehrerin,
Leonie Königer, stellte in ihrer Begrüßung den Zusammenhang zu der
täglichen Aufgabe der 4. Klasse her, die Kühe, wie auch die vier Esel
der Schule, regelmäßig zu versorgen und so in Beziehung und
Verantwortung zu kommen. Ulrike Kaliss, Leiterin der kooperierenden
naturpädagogischen Hofgruppe des Waldorfkindergartens, schilderte die
Herkunft dieser kleinen, ruhigen, widerstandsfähigen Rasse der zwei
Dexterkühe und Dr. Jochem Pfrommer vom Schulleitungsteam hob die
Besonderheit hervor, Kühe an diesem außergewöhnlichen Platz der Schule
zu begrüßen. Mit Lied, Äpfeln und Karotten für die Kühe und Kekse für
die Kinder rundete sich das Fest ab.
Damit entwickelt sich das tiergestützte pädagogische Konzept der
Freien Waldorfschule weiter. Anfang 2010 hatte sich eine kleine Gruppe
von Menschen zusammen gefunden, um das Projekt „Tierhaltung an der
Schule“ gemeinsam anzugehen. Grund der Initiative von Eltern und
Pädagogen war gewesen, dass Tiere in der pädagogischen Arbeit eine
wertvolle Hilfe sein können. Das naturnahe Schulgelände mit der
Streuobstwiese bietet außerdem ideale Voraussetzungen für die
artgerechte Haltung von Tieren und es wurden Offenlaufställe gebaut.
Nach den Pfingstferien 2010 war es dann soweit: Zwei Hinterwälder Kühe konnten an der Schule willkommen geheißen werden und bildeten den Anfang der inzwischen angewachsenen Schulfarm der Waldorfschule. Dazu gehören auch vier Esel, zwei Hausesel und zwei Poitou-Esel, auf dem Schulgelände und in der angrenzenden Hofgruppe des Waldorfkindergartens ist eine kleine Schafherde angesiedelt. Als wichtige pädagogische Ziele wurden formuliert: Verantwortung übernehmen; das Gespür und die Achtung für Lebewesen fördern; Achtsamkeit und Fürsorge entwickeln; Begegnungsängste abbauen und Selbstvertrauen stärken; einen anschaulichen Biologieunterricht erleben. Konkret heißt das in der Umsetzung zum Beispiel, dass die 4. Klasse täglich die Fütterung und Pflege der Tiere übernimmt und die Tierhaltung im Gartenbauunterricht integriert ist. Sie bereichert damit die Pädagogik mit Erfahrungen für die Schülerinnen und Schüler, wie sie so nicht im Klassenzimmer zu machen ist.
Als an Pfingsten diesen Jahres mit 24 Jahren die vielleicht älteste
Kuh des Ostalbkreises, die Schulkuh „Liesl“ starb und die zweite Kuh
einer Kuhherde eines Demeterhofes zugeführt wurde, war deutlich, dass
sich das Konzept verändern und weiter entwickeln würde. Aber es sollte
auch in Zukunft Großtiere an der Schule geben. Denn die Waldorfschule
Gmünd ist inzwischen ohne Kühe nur noch schwer vorstellbar.
Frank Kaliss